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Prag mit Hund – der perfekte Corona-Urlaub

Nachdem wir noch im Februar 2020 in Ägypten waren, und seit Corona fast dauerhaft im Homeoffice sitzen, stieg immer mehr der Wunsch nach einem Tapetenwechsel. Wir wollten bereits vor einigen Jahren Prag besuchen, was sich aber nie ergab. Die stetig sinkenden Zahlen und die erst kürzlich geöffneten Grenzen Tschechiens gaben uns Hoffnung auf die Möglichkeit ein leeres Prag besuchen zu können.

Auf Live-Kameraaufnahmen von Sehenswürdigkeiten Prags konnte man bereits sehen, dass die sonst so überlaufende Stadt schön leer war, also machten wir uns auf die Suche nach einem passenden Hotel.

Und schon mal vorab – es war die richtige Wahl diese äußerst hundefreundlichen Stadt während Corona zu besuchen.

Übersicht

Unterkunft

Ich bin ein doch recht anspruchsvoller Urlauber, würde ich behaupten. Mal davon abgesehen, dass die Unterkunft ordentlich und gepflegt sein sollte, möchte ich es doch wenigstens ansatzweise so schön haben, wie es zu Hause ist.

Wir suchten nach einer Unterkunft in Altstadtnähe mit eigenem Bad, kleiner Küche, W-Lan, Parkmöglichkeit, bestenfalls der kostenlosen Möglichkeit unsere Französische Bulldogge Peppa mitzunehmen und einer kostenfreien Stornierungsoption bis kurz vor Anreise. Die zu dem Zeitpunkt günstigste und gleichzeitig auch schönste Unterkunft war eines der Fano Apartments Old Town Prague. Mit knapp 250 € für 5 Nächte, 10 Gehminuten vom Altstädter Ring entfernt, war unsere Entscheidung schnell getroffen. Die Unterkunft bietet alles, was uns wichtig war, lediglich für den Parkplatz direkt vor der Tür mussten wir für die 5 Tage noch 75 € zusätzlich zahlen. Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt in einem Parkhaus zu parken, das wäre aber um knapp 7 € pro Tag teurer gewesen.

Insgesamt waren wir sehr zufrieden mit unserer Wahl. Einziges Manko an dem Apartment: die Betten. Die Schaumstoff-Matratzen waren leider ziemlich dünn und durchgelegen, sodass man den Lattenrost schon spüren konnte. Für mich als Bauchschläfer kein Problem, für meinen Mann als Seitenschläfer war es etwas unangenehmer. Wir hätten allerdings auch die 2 ausziehbaren Schlafsessel nutzen können – der Gedanke kam uns allerdings im Urlaub dummerweise gar nicht.

Da es Mitte Juli war, schwankten die Temperaturen zwischen 23°C und 31°C, was man im Dachgeschoss überraschenderweise nicht so stark spürte, wie befürchtet. Dennoch lüfteten wir die ganze Nacht durch und stellten abends den Ventilator auf. Doof war nur, dass direkt vor dem Gebäude eine Baustelle war, von deren Bauarbeiten wir morgens gegen 8 bereits geweckt wurden. Laut Rezensionen auf booking.com soll zu belebteren Zeiten auch die unten im Gebäude liegende Fano Bar zu einer starken Geräuschkulisse beitragen – davon war bei unserem Aufenthalt jedoch nichts zu spüren.

Sehenswürdigkeiten

Abgesehen von den bekannten Sehenswürdigkeiten, bietet Prag so schon eine wunderschöne Kulisse mit seinen prunkvoll verschnörkelten Gebäuden und den gemütlichen kleinen Gassen. Überall gibt es etwas zu bestaunen und zu erkunden.

Altstädter Ring

Der Altstädter Ring (tschechisch: Staroměstské náměstí) ist ein Platz, der den ältesten Teil im Zentrum der Altstadt Prags ausmacht. In der Mitte des Platzes findet sich ein Denkmal des böhmischen Reformators Jan Hus, umgeben von der Teynkirche, Teynschule, dem Altstädter Rathaus mit der astronomischen Uhr und dem Haus zur Minute, in dem Kafka einst wohnte.

Jan-Hus-Denkmal

Nicht mehr zum Altstädter Ring zugehörig, findet man im Rücken des Prager Ratshauses die St. Nikolaus Kirche und weiter rechts davon das Ministerium für Regionalentwicklung, die mir definitiv ein Bild wert waren.

Karlsbrücke

Das Wahrzeichen Prags ist die Karlsbrücke (tschechisch: Karlův most) über der Moldau. Im 14. Jahrhundert errichtet, zählt sie zu den ältesten Steinbrücken Europas und verbindet die Altstadt mit der Kleinseite. Auf der Altstädter Seite findet sich zudem noch der Altstädter Brückenturm und ein kleiner Platz mit Sitzmöglichkeiten an der Kreuzherrenkirche.

Wer zu normalen, coronafreien Zeiten die Brücke ohne große Menschenmassen besichtigen möchte, muss ein wahrer Frühaufsteher sein, denn tagsüber und selbst am Abend ist es dort stark überlaufen. Hier tat uns Corona einen Gefallen, denn die Karlsbrücke war außergewöhnlich leer, sodass einige gute Fotos entstehen konnten. Um den Blick über die Moldau auch bei überlaufeneren Zeiten zu genießen, kann man dies ebenso gut von den umliegenden Brücken wie der Brücke der Legionen (tschechisch: Most Legií) oder der nicht ganz so schönen Mánes-Brücke (tschechisch: Mánesův most) tun.

Blick auf die Karlbrücke von der Mánes-Brücke

Besonders schön ist der Anblick übrigens zum Sonnenuntergang, wenn die Kleinseite von den vielen Lichtern erhellt wird.

Prager Burg

Durchquert man die Kleinseite Prags und nimmt den langen Teppenaufstieg in Kauf, gelangt man auf den Hradschid zum größten geschlossenen Burgareal der Welt – der Prager Burg (tschechisch: Pražský hrad). Da es an dem Tag, an dem wir dort waren, sehr heiß war, haben wir uns nicht alles angeschaut. Dennoch waren die Eindrücke, die wir bekommen haben, aussagekräftig genug, um die Prager Burg als ein Sightseeing-Muss einzustufen. Die Teile der Burg, die wir besichtigt haben, waren kostenlos. Über die Kosten kann man sich z. B. hier einen Überblick verschaffen.

Hradschin-Platz
Veitsdom

Pulverturm

Kurz gesagt – schick aber relativ unspektakulär. Der 65 Meter hohe Torturm am Platz der Republik mit seinem Eingangstor in die Prager Altstadt ist definitiv schön anzusehen, hat aber sonst nicht viel zu bieten. Den Namen hat er übrigens daher, dass in ihm bis Ende des 17. Jahrhunderts Schwarzpulver gelagert wurde. Eine Besichtigung ist meines Wissens nach auch möglich, haben wir uns aber gespart – insbesondere mit Hund im Schlepptau.

Zahme Nutria

…auf einem anderen Blog entdeckt und in Prag auf die Suche gegangen. Im Park Cihelna, nicht unweit der Karlsbrücke, wo häufig Schwäne, Enten und Nutria zu finden sein sollen, trafen wir die Nutria, auch Biberratte genannt, leider nicht an. Dafür bin ich im Internet fündig geworden. Südlich der Prager Neustadt gibt es an der Moldau einen kleinen Abschnitt, an dem sich viele Nutria tummeln. Als wir dort ankamen, wurde kurz zuvor von Anwohnern Grünschnitt abgelegt, womit sich die Nutria direkt die Bäuche vollschlugen. Die kleinen Nagetiere sind so zahm, dass sie direkt auf mich zukamen und ich sie sogar anfassen konnte. Am Besten bringt man Möhren mit, die mögen die Nutria besonders gerne, was man aufgrund der orange verfärbten Zähne schon vermuten kann. Nur Peppa war ihnen nicht geheuer und so haben sie sich relativ schnell Richtung Ufer bewegt.

Kuttenberg – Ausflug zur schaurig schönen Knochenkirche

Trotz der schönen Erlebnisse und Gebäude, war mein persönliches Highlight der kleine Ausflug ins ca. 70 km entfernte Kuttenberg (tschechisch: Kutna Horá). Dort gibt es eine morbide Schönheit zu bestaunen – die Knochenkirche bzw. das Beinhaus Sedlec (tschechisch: Kostnice Sedlec). Dieser Ort ist sicherlich nicht für jeden etwas, aber hat mich so begeistert, dass ich ihm einen eigenen Blogartikel gewidmet habe.

Restaurants

Obwohl wir uns vorab schon einen groben Überblick über nahegelegene Restaurants verschafft hatten, sind wir letztendlich nach einem kurzen Blick auf die Google Rezensionen in Restaurants gegangen, die auf dem Weg lagen und einladend aussahen. Und wir hatten immer Glück! Hier eine kleine Übersicht mit einigen Impressionen:

Außerdem findet man an gefühlt jeder Ecke die „Tschechische Spezialität“ Trdelník, die eigentlich gar nicht so tschechisch ist, wie einem weiß gemacht wird. Eigentlich stammt die einem Baumstriezel ähnelnde Süßspeise aus der Slowakei. Wenn ihr euch auch, wie wir es nannten, „Diabetes auf die Hand“ holen wollt, dann achtet am Besten darauf, dass sie frisch gemacht werden. Nahe der Karlsbrücke sollen sie besonders gut sein.

Allgemeines & Tipps

Bezahlung

Wir hatten uns einige tschechische Kronen vor Ort am Bankautomaten geholt. Die Wechselstuben würde ich aufgrund von versteckten Gebühren nicht empfehlen. Bargeld benötigten wir vor Ort jedoch so gut wie gar nicht, da man fast überall mit Karte zahlen konnte.

Auch wenn man an vielen Stellen auch mit Euro zahlen kann, würde ich das ebenfalls nicht empfehlen, denn die Preise in Euro sind häufig umgerechnet höher, als die Preise in tschechischen Kronen.

Der Wechselkurs betrug während unseres Besuches 25,61 tschechische Kronen für 1 Euro.

Verständigung

Die Tschechen sprechen im Allgemeinen sehr gut Englisch, würde ich behaupten. Ob Restaurantbesitzer, Kellner, ältere Damen oder Obdachlose, die meisten beherrschten zumindest ansatzweise Englisch.

Als kleinen Tipp, möchte ich dennoch die App „Google Übersetzer“ empfehlen, in die man im Zweifel eingegebenen tschechischen Text auf eine andere Sprache übersetzen lassen kann oder aber die Kamera nutzen kann, um sich Text auf einem Bild übersetzen zu lassen. Das klappt ziemlich gut, ist weitestgehend verständlich und sieht so aus:

Corona-Situation

Wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann, war es ausgesprochen leer in Prag. Der Inzidenzwert lag zu unserem Besuch Mitte Juli zwischen 10 und 15. Obwohl 2 Tage vor unserer Einreise per Auto eine Verschärfung der Regelung gab, spürte man davon überraschenderweise nichts. Zur Einreise war eine Meldung über den Aufenthalt nötig und falls nicht vollständig geimpft oder genesen, ein negativer Schnell- oder PCR-Test. Laut offiziellen Internetseiten der Regierung sollte es Pflicht sein, für Restaurants auch im Außenbereich einen negativen Test vorzuweisen, und es sollte eine Maskenpflicht sowohl Innen, als auch Außen gelten, wenn man nicht gerade isst oder trinkt.

Den Test zur Einreise hatten wir, allerdings wurde dieser nirgendwo überprüft. Auch in den folgenden Tagen wurden wir nicht ein Mal nach einem Test gefragt und die Maskenpflicht wurde nur teilweise eingehalten. Auf die Frage an einen Kellner, was denn nun aktuell gelten würde, sagte er uns nur, dass das keiner so genau wüsste, weil sich das aktuell alles ganz schnell ändern würde. In Geschäften trug jeder eine Maske, in Restaurants teilweise nicht einmal die Kellner. Dennoch fühlten wir uns nicht unwohl, da der Abstand ziemlich gut eingehalten wurde und wir unsere Maske immer dabei hatten.

Einreise nach Tschechien mit Hund

Zur Einreise mit Hund benötigt ihr folgende Dinge:

  • Gültiger EU-Heimtierausweis
  • Gültige Tollwutimpfung (Impfung sollte mindestens einen Monat zurückliegen und darf nicht älter als ein Jahr sein (Stand 02/2019) )
  • Mikrochip-Kennzeichnung (ältere Hunde müssen eine zweifelsfrei lesbare Tätowierung, die bereits vor der Mikrochip-Pflicht im Jahr 2011 erstellt wurde, haben)
  • Maulkorb, falls öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden sollen, denn dort besteht Maulkorb-Pflicht

Außerdem dürfen Welpen bis 15 Wochen nicht nach Tschechien einreisen und es sind maximal 5 Hunde zur Einreise erlaubt.

Erfahrungen mit Hund – von Kotbeuteln und Streicheleinheiten

Wie bereits erwähnt, haben wir Prag als sehr hundefreundliche Stadt wahrgenommen. In fast allen Restaurants wurde uns ohne Nachfrage ein Wassernapf für Peppa hingestellt, man hat uns ständig freudige Blicke zugeworfen bekommen und sie hat eine Menge Streicheleinheiten bekommen. Außerdem findet man alle paar hundert Meter Mülleimer mit Kotbeutelspender, was wir von Deutschland leider nicht gewohnt sind. Die Kotbeutel aus Papier hatten sogar ein Stück Pappe dabei, um sich eine kleine Schaufel damit formen zu können! Kein Wunder, dass bei dieser Ausstattung so gut wie keine Hundehaufen auf Straßen und Gehwegen zu sehen waren.

Insgesamt ist Peppa sehr gut mit den Menschen klargekommen und war auch in der Stadt noch verhältnismäßig entspannt. Außerhalb von Coronazeiten und zur Hochsaison würde ich Prag dennoch nicht als „Hundeurlaub“ empfehlen, da es wirklich sehr sehr voll werden kann.

Zudem mussten wir ausreichend Pausen machen und immer einen Napf und Wasser dabei haben, da es ziemlich heiß wurde und Peppa ganz schön ins Hecheln kam.

Fazit

Insgesamt muss ich sagen, dass es für uns die perfekte Auszeit während Corona war. Wir hatten ein tolles Apartment, wurden mit Hund überall freundlich empfangen, fühlten uns überall willkommen und konnten ein wundervoll leeres Prag genießen.
Allerdings war der Urlaub nicht so günstig wie gedacht. Die Restaurantbesuche, die selten wirklich günstig ausfielen, machten sich bemerkbar. Außerdem hätten auch 4 Nächte gereicht um Prags und Umgebung zu erkunden, aber Peppa und unsere Füße dankten uns die paar Nachmittage, die wir in unserem Apartment verbrachten.

Jeder der einen Urlaub während Corona in Betracht zieht, Altstädte liebt und vielleicht lieber per Auto und mit Hund reist, dem kann ich Prag als aktuelles Urlaubsziel wärmstens empfehlen.

So leer wird man Prag vermutlich nicht mehr so schnell erkunden können!


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